Jetzt reicht's, Facebook

Mit den neuen, ab dem 30.1.2015 greifenden, AGB von Facebook ist der Bogen endgültig überspannt. Meine Website wird vom Datenkraken befreit.

Ursprünglich war habe ich meine Website mit Links zu Facebook und Twitter geplant. Diesen Plan habe ich verworfen, als ich entdeckt habe, wie einfach Facebook und Twitter Plugins mit integriertem Counter zu integrieren waren. Es war einfach und hat seinen Zweck erfüllt: die Website, war nun verknüpft mit dem Facebook-Fanpage und zeigte die aktuell gegebene Menge an Likes an. Hübsch.

Erste Hürde: Datenschutzerklärung...

Dem deutschen Recht nach, muss ich ein Impressum pflegen, in dem ich auch den Datenschutz meiner Website beschreibe. OK, dachte ich mir damals, wird ja nicht so dramatisch sein, immerhin besteht die Site überwiegend aus ein paar statischen HTML Seiten, was soll da schon an Daten anfallen?

Hm. Als ich mir nach der Implementierung der Plugins die Vorlagen zum Datenschutz durchgelesen habe, musste ich erst einmal schlucken. Es werden mit den Plugins reichlich Daten generiert und diese auch an den Dienst weitergereicht.

Die juristische Vorlage ist der Versuch zu erklären, was im Netz abgeht, aber mal ganz ehrlich, kein Jurist der Welt, kann Einem das Internet einfach, komplett erklären, ohne ein Roman zu verfassen und dann doch nur die halbe Wahrheit kund zu tun. Wieso? Weil während alle beschäftigt sind den geltenden Zustand der Dienste möglichst flexibel zu beschreiben, veraltet das technologische Wissen rapide.

So heißt es so passend:

Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern.

Im Zeitalter des ITK wäre der Spruch passender:

Nichts ist so alt wie der Datenkraken von heute.

Ich könnte mir, als IT-ler, täglich neue Möglichkeiten einfallen lassen, den Nutzer, Leser und Konsumenten von Webangeboten Informationen und Verhaltensdaten auszulesen, zu sammeln und auszuwerten. Jeden Tag was neues... Es fält mir echt schwer diesen rapiden Fortschritt täglich auf dem aktuellen Stand zu halten. Vor allem haben Großunternehmen ein berechtigtes Interesse ihre gesammelten Daten so weit es nötig ist, für sich behalten.

Kriterium Nr. 1 ist also: Die Dienste entwicklen sich zu schnell, als dass man sie in den Datenschutzrichtlinien nachhalten könnte.

Kriterium Nr. 2: Die Dienste verraten nicht den vollständigen Einsatz transparent genug, was die Beschreibung zu einem juristischen Mienenfeld macht.

Dabei wäre die Sammlung der Daten kein Problem, wenn die Daten sich auf das Wesentliche und technisch Notwendige beschränken würden. Dienstleister brauchen gewisse Daten zu Abrechnungszwecken und Absicherung ihrer Dienste, System-Informationen der Kunden sind für Fortbestand und Pflege der Produkte nötig. Kapiert - geschluckt, einverstanden. Aber bitte alles im Rahmen.

Mit den neuen AGB hat sich Facebook bei mir ein Facepalm verdient. Lange habe ich der News keine Beachtung geschenkt, aber diese Wissenslücke habe ich heute geschlossen. Auf einigen Portalen pfeifen es die Spatzen von den Dächern, selbst Regierungsbeamte sehen mit Sorge auf die drohende Änderung der AGB.

Was ist da bloß los?

Von einem Artikel habe ich mich zum Nächsten gelesen und bin schließlich auf den AGB von Facebook selbst gelandet, in denen die Ausmaße der Datensammelwut present werden.

Ganz offen wird publiziert, welche Daten gesammelt werden. Es dauert eine Weile sich die Texte durchzulesen. Aber es wird sich lohnen.

Der Schock kam mir im Abschnitt "Geräteinformationen". Auszug:

[...] Hier sind einige Beispiele für Geräteinformationen, die wir sammeln:

- Attribute wie Betriebssystem, Hardware-Version, Geräteeinstellungen, 
  Datei- und Software-Namen und -Arten, Batterie- und 
  Signalstärke sowie Gerätekennungen.

- Gerätestandorte, einschließlich spezieller geografischer Orte, 
  beispielsweise über GPS, Bluetooth oder WLAN-Signale.

- Verbindungsinformationen, wie Name deines Mobilfunk- oder 
  Internetdienstanbieters, Browsertyp, Sprache und Zeitzone, 
  Handynummer und IP-Adresse.

Wofür braucht Facebook die Datei und Software-Namen meines Rechners oder Telefons? Wofür braucht Facebook, die Batterie- und Signalstärke? Wofür Mobilfunk-Anbieter? Wofür meine Handynummer? Und das sollen nur BEISPIELE für die Geräteinformationen sein? Ja gehts noch?

Weiter im Text ist Folgendes zu lesen:

Informationen von Drittpartnern.

- Wir erhalten von Drittpartnern Informationen über dich und 
  deine Aktivitäten auf und außerhalb von Facebook; [...]

Momentmal, jetzt mal ganz in Ruhe. Das will heißen, dass alle Websites, die ein Like-Button anbieten, nicht nur die Infos ihrer Seite an Facebook weiterreichen, sondern auch meine?

OK. An dieser Stelle war ich innerlich kurz ausgesetzt. Einige Überlegungen weiter wurde mir bewusst, das ich auf meiner Website den ahnungslosen Lakaien für Facebook spiele, wenn ich den Performance fressenden, Daten streuenden Like-Button einbinde, und meine eigenen Leser verkaufe.

Kriterium Nr. 3: Zum Schutz meiner Leser kann ich nicht mehr dulden, dass Plugins ungehindert so massiv Daten sammeln.

Nun hat mich interessiert, welche Daten so Facebook über mich vorhält, wenn die schon so intensiv Big-Data betreiben. In den Hilfeseiten unter "Wie kann ich eine Kopie meiner Facebook-Daten herunterladen?" ist eine Anweisung, die mich evtl. weiterbringen würde. Wäre da nur nicht ein kleines Problem. Die Dokumentation ist für die Katz, den Vorgang gibt es unter der angemerkten Position nicht.

Kriterium Nr. 4: Es soll möglich sein, seine Daten herunterzuladen und zu begutachten. Das klappt aber nicht und ist somit eine Seifenblase.

Mit diesen Erkenntnissen, wird ab sofort verstärkt daran gearbeitet, die Dienste und deren Sammelfieber in Schach zu halten. Mit dieser AGB hat Facebook ein Erdbeben ausgelöst, was zur Folge hat, dass es als Plugin ausgedient hat und nur noch ein "relativ harmloser" Link verbleibt.

Ich empfinde es als Frechheit, was sich Facebook da erlaubt und wie es mich und andere, teils Unbeteiligte, ausbeutet.

Der Vorteil des Frühjahrsputzes meiner Website ist, dass sie nun wesentlich schneller lädt. Ausserdem kann ich die Datenschutzerklärung wesentlich vereinfachen. In den nächsten Wochen, werde ich mir genau überlegen, ob die anderen Plugins, wie Google Video, auch nicht verschwinden könnten.